Startklar für den Kohleausstieg
BS|ENERGY setzt mit seinem neuen Erzeugungskonzept für Strom und Fernwärme im HKW Mitte einen Meilenstein.
Während andere bei der Energieerzeugung noch hitzig über den Kohleausstieg diskutieren, ist man in Braunschweig einen entscheidenden Schritt weiter. Durch ein innovatives Erzeugungskonzept am Standort Hamburger Straße kann BS|ENERGY auf den fossilen Brennstoff Steinkohle verzichten, sobald die Energie-Notlage in Deutschland überstanden ist. Dank eines neuen, hochmodernen Biomasse-Heizkraftwerks mit dem Brennstoff Altholz, eines Gasturbinen-Heizkraftwerks sowie der bestehenden Gas-und Dampfturbine nimmt das Unternehmen bundesweit eine Vorreiterrolle ein.
BS|ENERGY setzt damit sein erfolgreiches und hocheffektives Konzept der Kraft-Wärme-Kopplung, also der gleichzeitigen Herstellung von Strom und Wärme für das Braunschweiger Fernwärmenetz, mit umweltfreundlichem, nachhaltigem Konzept fort. Die aus den drei Grundpfeilern bestehende Anlage ist für den Energieversorger ein Meilenstein auf dem Weg, Strom und Wärme bis zum Jahr 2035 weitestgehend klimaneutral zu produzieren. Die zukunftsweisende Umrüstung des Heizkraftwerks (HKW) Mitte war nach zwei Jahren der Planung bereits 2018 vom Aufsichtsrat von BS|ENERGY beschlossen worden, um das Unternehmen frühzeitig für den Umstieg auf nachhaltige Energieproduktion zu rüsten.
Der Zeitplan sah sogar vor, den Kohleausstieg in Braunschweig zum jetzigen Zeitpunkt bereits vollzogen zu haben. Doch die durch den Krieg in der Ukraine verursachte Energiekrise und die von der Politik beschlossenen Maßnahmen zur Versorgungssicherheit bedeuteten, dass der Ausstieg verschoben werden musste. Ziel der Vorkehrungen der Bundesregierung ist es, sicherzustellen, dass im ganzen Land – insbesondere im Winter – Strom und Wärme zur Verfügung stehen, sollte es doch noch zu einer befürchteten Gasmangellage kommen. Versorgungssicherheit hat auch für den Grundversorger BS|ENERGY höchste Priorität.
Das Biomasse-HKW läuft seit Ende letzten Jahres im intensiven Testbetrieb und liefert inzwischen erste Energie. Es ist nicht die einzige neue Anlage zur Energie- und Wärmeerzeugung auf dem Gelände des Heizkraftwerks Mitte, aber die wichtigste. Denn es wird künftig die Grundlast bei der Erzeugung von Strom und Fernwärme tragen – so wie bislang das Steinkohle-Heizkraftwerk.
Das neue Biomasse-HKW. Foto: Ulrich Reinicke
Das neue Gasturbinen-Heizkraftwerk. Foto: Nils Hendrik Müller
Die Wärmeleistung, die künftig durch das Biomasse-Heizkraftwerk erzeugt wird, entspricht dem Bedarf von 50.000 Braunschweiger Haushalten.
Als zweite große Maßnahme wurde auf dem Gelände in Braunschweigs Nordstadt zeitgleich auch ein Gasturbinen- Heizkraftwerk errichtet – alles innerhalb von drei Jahren und parallel zum laufenden Kraftwerksbetrieb. Die dritte Komponente im HKW Mitte ist die seit 2011 betriebene und 2020 modernisierte Gas- und Dampfturbine. Beide Gasanlagen dienen zur Abdeckung der Spitzenlast – etwa an besonders kalten Tagen und zur Stabilisierung des Stromnetzes – und können, wenn nötig, kurzfristig hochgefahren werden. Beide Gaskraftwerke werden mit Erdgas betrieben, dem in Zukunft – nach kleinen Anpassungen an den Turbinen – relativ leicht erneuerbarer Wasserstoff beigemischt werden kann.
Das Kesselhaus des Biomasse-HKWs. Foto: Nils Hendrik Müller
Das Biomasse-HKW: Nachhaltige Energie aus Altholz
Kernstück der Anlagen von BS|ENERGY am Standort Mitte ist aber das neue Biomasse-Heizkraftwerk mit seinen Nebenanlagen. Das Kesselhaus sowie eine Brennstoff- Förderbrücke sind von der Hamburger Straße aus sichtbar. Das zugehörige Brennstofflager für Altholzschnitzel von bis zu zehn Zentimetern Größe wurde am Ende der Karl-Schmidt-Straße errichtet.
In dem Lager kann in drei getrennten Boxen Altholz bevorratet werden. Brennstoff-Nachschub erhält BS|ENERGY regelmäßig aus einer Altholzaufbereitungsanlage, die der Hauptgesellschafter Veolia eigens dafür in Lengede im Kreis Peine bauen ließ.
In Lengede wird das Altholz, das am Ende seiner Wertschöpfungskette steht, für den Einsatz im Heizkraftwerk aufbereitet. Es stammt zum Beispiel von alten Fenstern, Schränken, Paletten, Strommasten oder Bahnschwellen. Dazu kommt eine geringe Menge aus der Landschaftspflege. Frisch geschlagenes Holz wird nicht verwertet.
Im Biomasse-Heizkraftwerk wird die jeweils benötigte Altholzmenge automatisch über einen Kran und die Förderanlage zu zwei Brennstoffsilos direkt am Biomasse-Heizkraftwerk transportiert. Von den Silos gelangen die Altholzschnitzel über eine Förderschnecke in den Brennkessel.
Energieerzeugung aus Holzabfall
Am Ende seines Lebenszyklus ist Altholz nicht weiter verwendbar und muss laut Altholzverordnung fachgerecht getrennt, verwertet und entsorgt werden. Veolia und BS|ENERGY stellen sich der gesellschaftlichen Verpflichtung, dafür durchdachte Antworten zu finden, die Umwelt- und Ressourcenschutz mit einbeziehen.
Foto: Nils Hendrik Müller
Das zugegebene Altholz zirkuliert dort in einer Wirbelschicht mit glühendem Quarzsand und verbrennt gleichmäßig bei einer Temperatur zwischen 850 bis 1.000 Grad Celsius. Die so freigesetzte Wärme erhitzt das Kreislaufwasser, das sich in Rohren in der Kesselwand befindet, bis zur Verdampfung. Der dabei entstehende Wasserdampf treibt eine Dampfturbine an, die mit einem Generator zur Stromerzeugung gekoppelt ist. Gleichzeitig heizt der Abdampf der Dampfturbine – ganz im Sinne der Kraft-Wärme- Kopplung – Fernwärmewasser auf. Im Sommer, wenn keine hohe Vorlauftemperatur für die Fernwärme benötigt wird, ist die Effizienz des Kraftwerkprozesses höher, es wird viel Strom erzeugt. Die hohe Vorlauftemperatur im Winter hingegen reduziert die Effizienz, dann ist die elektrische Leistung der Dampfturbine geringer.
In der im Kesselhaus integrierten Rauchgasreinigungsanlage werden die bei der Verbrennung entstandenen staub-und gasförmigen Rückstände aufwendig herausgefiltert. Wie die Asche werden diese Rückstände von zertifizierten Entsorgungsbetrieben fachgerecht entsorgt.
›Von oben: Einen Überblick über das HKW Mitte und die neuen Anlagen bieten Ihnen die Drohnenvideos auf unserem YouTube-Kanal, die während der Bauphase entstanden sind.