Fit für die neue Saison? Ein Experte gibt Tipps zur Fahrrad-Wartung
Der Frühling naht und die Lust steigt, aufs Fahrrad zu steigen und endlich wieder an die Lieblingsplätze zu radeln. Doch ist das Zweirad schon fit für die neue Saison? Was ist jetzt zu tun – und wo sollte lieber der Fachmann ran? Wir haben bei Fahrradhändler Thomas Gröschl nachgefragt.
„Einmal im Jahr“, rät Gröschl, den die meisten Radfahrer in Braunschweig als TEO kennen, „sollte man sein Fahrrad auf jeden Fall gründlich unter die Lupe nehmen. Am besten im Frühjahr.“ Der Braunschweiger Experte ist Inhaber von „TEO – Die Fahrrad GmbH“ in der Helmstedter Straße 20a.
Der Grund für eine regelmäßige Wartung liegt auf der Hand: Verschleiß gibt es nicht nur beim Auto, sondern ebenso beim Fahrrad. Auch dessen Komponenten werden bei jeder Fahrt stark beansprucht, sind Feuchtigkeit und Temperaturunterschieden ausgesetzt.

Geputzt und gewienert?
Den ungeliebten Fahrradputz in Frühling findet TEO persönlich gar nicht so wichtig; allerdings bemerke man beim Wienern von Felgen, Gabel und Rohren, wo es klappere und im wahrsten Sinne des Wortes eine Schraube locker sei.
Der Experte warnt vor dem unbedachten Einsatz eines Hochdruckreinigers, der das Zweirad so schön schnell von verkrustetem Dreck säubern kann. Für Lager und Dichtungen sei eine solche Behandlung kontraproduktiv, weil dort benötigtes Öl oder Fett unter Hochdruck ausgespült werde.
„Den gleichen Effekt gibt es, wenn das Fahrrad auf dem Auto-Dachgepäckträger montiert ist. Auch dann werden bei relativ hohem Tempo und Regenwetter Lager und Kette ausgespült“, wenn die vakanten Stellen nicht extra geschützt würden, verdeutlicht er.
Räder, Reifen und Felgen
Die Frühjahrskontrolle sollte über das Prüfen von Profil und Luftdruck weit hinausgehen. „Die Spannung der Speichen muss getestet werden, sie sollten gleichmäßig stramm sitzen“, rät der Profi. „Die meisten Radfahrer haben ein Gefühl dafür, wie sich eine gespannte Speiche anfühlen soll.“ Doch bloße Sichtkontrolle reiche nicht aus.
Außerdem sollte die Felge auf kleine Risse an den Speichenlöchern gecheckt werden. Schließlich wirken bei jeder Radumdrehung große Kräfte, die sich bei der Fahrt über Steine und Bordsteinkanten noch steigern. Wachsen die Risse, kann es zum Platzen der Felge und zum Sturz kommen.
Die Räder sollten außerdem geprüft werden, ob sie rund laufen. Oftmals holpert ein Reifen, weil er nicht perfekt auf der Felge sitzt oder die Karkasse beschädigt ist. Die Karkasse ist das tragende Gerüst im Reifen, bestehend aus in Gummi eingebettetem Gewebe. Eine Beschädigung kann beim Fahren durch falschen Luftdruck, durch Wind und Wetter sowie aus Altersgründen passieren. Ist das Gummi spröde und ausgehärtet, ist der Reifen zu ersetzen.

Wie viel Luft verträgt der Reifen?
Der Schlauch verliert immer Luft, sei es beim Fahren oder beim Stehen. Daher rät der Experte, den Luftdruck regelmäßig zu prüfen und anzupassen. Ist der Schlauch gut gefüllt, rollt das Rad am besten und der Rollwiderstand des Reifens ist gering.
Doch wieviel Druck verträgt ein Reifen? „Das steht bei jedem guten Produkt auf der Seite“, erläutert TEO. Er weiß: „Da haben viele Radfahrer noch nie drauf geachtet.“ Zu wenig Luftdruck führe zu höherem Kraftaufwand für den Fahrer, zu mehr Verschleiß und häufigeren Pannen.
Die Bremsen und ein besonderer Indikator
Auf die Funktionsfähigkeit der Bremsen muss, genau wie auf die der Lichtanlage, besonders geachtet werden. Vorder- und Hinterradbremse sollten gleichmäßig funktionieren, Bremshebel leichtgängig zu bedienen sein. Bei Scheibenbremsen sollte die Einstellung durch Fachleute erfolgen.
Übrigens: Bei Felgenbremsen gibt es einen Bremsindikator, der anzeigt, ob die Felge noch dauerhaft funktionstüchtig ist. „Dabei handelt es sich um eine Vertiefung auf der Bremsfläche rundherum auf der gesamten Felge. Ist diese Rille verschwunden, ist die Felge verschlissen.


Die Kette
Mit bloßem Auge kaum erkennbar, dehnt sich die Kette bei allmählichem Verschleiß von Rollen, Gelenken und Laschen. Ob Handlungsbedarf besteht, kann schnell durch den Einsatz einer Messlehre herausgefunden werden.
Regelmäßiges Fetten erhöht die Lebensdauer. „Wir stellen immer wieder fest, dass zu viel Kettenfett aufgetragen wird“, sagt TEO. „Das führt dazu, dass sich Sand und Schmutz in der Kette festsetzen und so der Verschleiß eher erhöht als vermindert wird.“ Er empfiehlt, überschüssiges Schmiermittel mit einem Lappen abzuwischen.
Fahrradkettenfett ist ein spezielles und druckstabiles Schmiermittel und sollte biologisch abbaubar sein. Normales Öl oder Fett sollte nicht verwendet werden.
Software-Update beim E-Bike
Immer mehr Radfahrer setzen auf elektronische Unterstützung, um schonender und komfortabler in die Pedale zu treten. Bei der Wartung gibt es für E-Fahrräder eine Besonderheit: das jährliche Update der Software des Herstellers.
In aktueller E-Bike-Software sind auch eventuelle neue Richtlinien berücksichtigt. Der Fahrradhändler nennt ein Beispiel: „Werden leistungsstärkere Lichter am Rad installiert, die mittlerweile erlaubt sind, es aber früher nicht waren, könnte es sein, dass die alte Software das Fahrrad einfach abschaltet.“