Ein Ort der Wärme

Bahnhöfe bringen verschiedenste soziale Gruppen zusammen. Um ihnen eine nahe gelegene Anlaufstelle in Notsituationen zu bieten, existieren bundesweit sogenannte Bahnhofsmissionen. Auch am Braunschweiger Hauptbahnhof finden hier Personen montags bis freitags einen Zufluchtsort, an dem sie Hilfe und Unterstützung erhalten.

Lars Förstermann-Gössel, Sozialarbeiter und Leitung der Bahnhofsmission, arbeitet hier seit 2019: „Wir sind ein bisschen letzte Anlaufstelle und auch erste. Manche nutzen unsere Angebote, weil sie woanders durchs Raster gefallen sind oder sich nirgendwo anders hintrauen. Doch auch wenn jemand neu in Braunschweig ankommt, ein wenig verwirrt oder hilflos ist, sind wir häufig die erste Anlaufstelle und versuchen bei der Orientierung zu helfen oder Hilfe zu vermitteln.“

Pierre Wedner, seit 5 Jahren als Helfer mit dabei, Annika Pfeiffer und Lars Förstermann-Gössel im Tagestreff der Bahnhofsmission. Foto: Inga Stang

Seelsorge und Wohnzimmer in einem

Eines der Hauptfelder ist die Betreuung von Personen im Aufenthaltsraum der Bahnhofsmission. „Wir haben Gäste, die das hier wie ihr Wohnzimmer nutzen“, lacht Lars Förstermann-Gössel. Zu den Stammgästen gehören neben wohnungslosen Personen auch Menschen mit psychischen Problemen und Suchterkrankungen, die meist vielfach belastet sind. Gegen eine kleine Spende von wenigen Cent bekommen sie hier heißen Kaffee, belegte Brote oder eine kostenfreie Suppe. Ein weiterer Teil der Arbeit besteht aus akuter Notfall-Hilfe für Personen, die am Bahnhof aufgegriffen werden oder sich selbst an das Team wenden. Ziel ist es, diese Menschen im ersten Schritt psychisch zu stabilisieren und ihnen gegebenenfalls weiterführende Hilfe wie eine Notunterkunft zu vermitteln. Eine Arbeit, für die nicht jede Person geeignet ist, erzählt Lars Förstermann-Gössel. Besonders der Umgang mit Menschen, die schwere psychische Auffälligkeiten zeigen und unter dem Einfluss von Suchtmitteln stehen, sei für manche stark belastend: „Es benötigt schon eine Art von Professionalität, um das aushalten zu können.“

Egal, ob Helfende oder Bedürftige – Lars Förstermann-Gössel freut sich über den täglichen Kontakt mit seinen Mitmenschen. Foto: Inga Stang

Kleine Gesten mit großer Bedeutung

Einer der Menschen, die sich als geeignet für diese Arbeit bewiesen haben, ist Annika Pfeiffer. Die Sozialarbeiterin im Anerkennungsjahr traf in der Bahnhofsmission auf ganz neue Herausforderungen im Umgang mit Menschen und Problemlagen, zu denen sie vorher keinerlei Bezug hatte. Was sie dabei täglich motiviert, ist die sichtliche Freude ihrer Klienten: „Das Schönste an meiner Arbeit hier ist zu spüren, wie man Menschen mit einer Kleinigkeit eine große Freude machen kann. Sei es wegen einer Tasse Kaffee oder etwas zu Essen – diese Herzlichkeit und Dankbarkeit macht das Ganze schön. Und selbst wenn sie sich hier nur etwas abholen – sie wissen, wo sie hin können.“ Manchmal, sagt sie, ist es nur ein kleines Lächeln der Gäste, das ihr zeige, wie wichtig ihre tägliche Arbeit vor Ort ist. Von dieser Wertschätzung merke sie außerhalb der vier Wände der Bahnhofsmission jedoch nur wenig. „Ich glaube, viele wissen gar nicht, was wir hier eigentlich machen“, sagt sie. Auch Lars Förstermann-Gössel bemerkt, dass häufig zwar über die Bahnhofsmission gesprochen wird, aber nur selten mit ihnen. Beide würden sich für die Zukunft mehr öffentliche und regelmäßige Wertschätzung und Aufmerksamkeit wünschen.

Mobile Hilfe beim Ein- und Aussteigen

Neben dem Tagestreff und der akuten Notfallhilfe bietet die Bahnhofsmission auch mobile Hilfe an. Hierbei hilft sie Menschen mit mobilen Einschränkungen dabei, Wege im Bahnhof leichter zurückzulegen und problemlos aus- und umzusteigen. Besonders Rollstuhlfahrende machen häufig von diesem Service Gebrauch. Vermittelt werden diese Leistungen durch die zentrale Leitung der Bahnhofsmission in Berlin. Wer ganz spontan Hilfe benötigt, kann sich jedoch auch per Telefon direkt an die Mission in Braunschweig wenden. Gerne würde das Team die Öffnungszeiten auch auf das Wochenende ausdehnen, doch die personellen Mittel sind limitiert. Ehrenamtliche sind daher immer gerne gesehen und können per Telefon Probetage vereinbaren.

Mit Spenden helfen

Auch die Sachmittel der Bahnhofsmission sind stark beschränkt. Das Team ist deshalb stark auf Spendengelder angewiesen. Erst kürzlich unterstützte die BS|ENERGY-Gruppe die Bahnhofsmission mit einer Spende von 2.500 Euro. Hierdurch konnte das lang ersehnte Duschprojekt realisiert werden, das ab Januar Personen die Möglichkeit bietet, einmal pro Woche der intensiven Körperhygiene nachzugehen. Doch es braucht immer wieder Sach- und Geldspenden, um zum Beispiel warme Kleidung, Handtücher, Geschirr oder auch Lebensmittel für den Tagestreff beschaffen zu können. Auch die 20 Jahre alte Spülmaschine muss zeitnah ersetzt werden. Wer mit einer Spende helfen möchte, kann sich per Telefon oder E-Mail bei der Bahnhofsmission Braunschweig melden.

Wenn Sie spenden oder sich ehrenamtlichen engagieren möchten, erreichen Sie die Bahnhofsmission unter:

Telefon:
0531 / 74920

Email:
braunschweig@bahnhofsmission.de

Das könnte auch interessant sein

Wiederverwerten statt Wegwerfen

Jeder kennt Recycling – das Aufbereiten vermeintlichen Mülls, um Rohstoffe für neue Produkte zu gewinnen – doch was ist eigentlich Upcycling? Wir verraten es Ihnen.

Auf dem grünen Ring rund um die Stadt

Auf einer Länge von 19 Kilometern verläuft das Braunschweiger Ringgleis als grünes Band rund um den Stadtkern. Die Strecke bietet neben historischen Bahntrassen und Gleisanlagen ebenfalls zahlreiche Grünanlagen und interessante Informationen zur Braunschweiger Industriegeschichte.

Gut gelaunt durch die Hitzewelle – 7 erfrischende Tipps

Lange haben sich die Braunschweiger auf Terrassenwetter und T-Shirt-Temperaturen gefreut. Doch was tun, wenn aus angenehmer Wärme drückende Hitze wird? Unsere 7 Tipps helfen, ganz ohne Klimaanlage und Ventilator, gut durch die nächste Hitzewelle zu kommen.

Zu Besuch bei den Proben für La traviata

Das 22. Burgplatz Open Air steigt vom 23. August bis 10. September 2025. Von Anfang an begleitet BS|ENERGY das beliebte Kulturereignis des Staatstheaters Braunschweig als Hauptsponsor. Regisseurin Beatrice Müller berichtet von den Proben zu Verdis La traviata.

Stromfresser oder Energiesparer? Acht Mythen im Experten-Check

Die Experten der Energieberatung der Stadt Braunschweig klären auf, welche  Mythen rund um Haushalt und Heizung stimmen und wie man smart Energie sparen kann.

Sommerkino: Filmabende unter freiem Himmel

Endlich wieder Sommer, endlich wieder Freiluftkino! Sternenhimmel, Picknickdecke und eine flimmernde Leinwand: Auch dieses Jahr lockt das Sommerkino mit Kultfilmen und Klassikern wieder Film-Fans in den Garten des Kunstvereins Braunschweig.

Nachhaltigkeitstipp: Rund um die Grillparty

Haben sie schon einmal von „Green Barbecue“ gehört? Was hinter dem neuen Trend steckt und wie Sie selbst daran teilhaben können, erfahren Sie in unserem Artikel.

Sommer, Sonne, Hopfenschorle

Sobald die ersten Sonnenstrahlen die Haut küssen, treibt es die Braunschweigerinnen und Braunschweiger vor die Tür und in die Biergärten und Außengastronomien der Region. Wir stellen ihnen einige besonders lohnenswerte Lokalitäten vor.

Forschungsprojekt Flexess

Die fortschreitende Energiewende bringt Vorteile, aber auch neue Herausforderungen mit sich. Das gilt sowohl für Verbraucher als auch für Energieversorger und Netzbetreiber.

Spektakuläre Aussichten!

Ob historische Altstadt oder ein Blick ins Umland – Braunschweig hat spektakuläre Aussichtspunkte zu bieten. Wir stellen ihnen einige davon vor.