Die nördliche Schunter – immer einen Ausflug wert!
Die Schunter im Dreieck Schuntersiedlung-Kralenriede-Rühme ist zu jeder Jahreszeit einen Spaziergang oder Ausflug mit dem Fahrrad wert – auch jetzt im Herbst. Seit die Renaturierung dieses Flussabschnitts mit umfangreichen Erdarbeiten im Frühjahr 2022 beendet wurde, hat sich nicht nur im Wasser, sondern auch in den Randbereichen eine Landschaft mit Lebensraum auch für seltene Arten entwickelt.
Eines der Ziele bei der Renaturierung war es, neben der Artenvielfalt im und am Wasser, die nördliche Schunter auch für Menschen erlebbar zu gestalten. Zwei von drei Brücken zwischen Kralenriede und Rühme, erreichbar von Westen über die Straßen Ringelhorst und Im Alten Dorfe, wurden neu gebaut. Sie sind östlich der Schunter durch einen Weg unter hohen Bäumen miteinander verbunden.
In der Nähe der Brücken wurden direkt am Fluss Uferzonen mit Kies angelegt – bei Trockenheit ideale Plätze für ein gemütliches Picknick oder eine Pause in der Natur. Mit einer Picknickdecke kann man es sich auf dem Kies gemütlich machen. Auch extra abgelegte Findlinge und Baumstämme dienen als Sitzgelegenheit. Wer Abkühlung braucht – und sich jetzt noch traut – darf seine Füße gerne ins meist glasklare Wasser stecken. Das widerspricht dem Naturschutzgedanken keineswegs.
Gerade bei Ausflügen mit Kindern bieten sich diese Stellen an, um gemeinsam die Natur am und im Wasser zu erleben. Es gibt auf jeden Fall eine Menge zu entdecken: Hier steigen Blasen zwischen Steinen auf, dort lebt eine Teichmuschel, gedeihen – je nach Jahreszeit – Köcher- und Steinfliegenlarven, fliegen Libellen oder lassen sich junge Fische in kleinen Schwärmen beobachten. Andere Lebewesen entwickeln sich im Verborgenen.
Neben der Schunter wurden in den umgebenden Überschwemmungsbereichen auch einige Stehgewässer angelegt, an denen sich Amphibien wie Frösche und Molche wohlfühlen und ihren Laich ablegen können. Auf den Freiflächen an beiden Seiten des Flusses haben sich schon im ersten Jahr Pionierpflanzen wie Disteln als Wirtspflanzen für Schmetterlinge und viele andere Arten angesiedelt. Auch das Röhricht am Ufer hat sich schon wieder umfangreich ausgebreitet.
Eine weitere flache Stelle wurde nordöstlich von Rühme in Verlängerung der Mark-Twain-Straße angelegt – unweit der Autobahn A2. Dieser Platz liegt sehr idyllisch, Geräusche von der Autobahn sind aber nicht von der Hand zu weisen. Sie stören Menschen aber sicherlich mehr als Insekten, Vögel, Amphibien und die Wasserbewohner.
Von der dortigen Schunterbrücke aus sind die neu angelegten, kurvig verlaufenden Schunter-Arme zu erkennen. Außerdem wurden durch gewollte Störungen wie eingebrachte Baumstämme und Zweige sowie durch Ansammlungen aus Steinen und Kies Bereiche mit variierender Wassertiefe und Fließgeschwindigkeit gestaltet. Unterschiedliche Tierarten finden so den passenden Lebensraum. Andere ruhen sich an solchen Stellen aus, bevor sie ihren beschwerlichen Weg gegen die Strömung fortsetzen.
„Im Laufe der Jahre wird die Zahl der Tiere und Pflanzen in und an der Schunter noch wesentlich artenreicher“, verspricht Michael Stephan vom Wasserverband Mittlere Oker. Der Wasserverband ist auch für die Schunter zuständig und hat die Renaturierung zusammen mit der Stadtentwässerung Braunschweig GmbH (SE|BS), der Unteren Wasserbehörde sowie weiteren Fachbereichen der Stadt Braunschweig umgesetzt. Die SE|BS ist im Auftrag der Stadt für die Unterhaltung eines Großteils der öffentlichen Fließgewässer verantwortlich. Finanziert wurde das Projekt von Europäischer Union, Land Niedersachsen, Volkswagen Financial Services, SE|BS und Stadt Braunschweig.
Foto: Jürgen Mangelsdorf