Das Braunschweiger Stromnetz:
Gut gerüstet für die Zukunft
Wie wirkt sich die steigende Anzahl an Elektro-Autos auf die Stromnetze aus?
Im Interview erläutert Gerwin Wagner von BS|NETZ die Zusammenhänge und wie das Verteilnetz fit gemacht wird.
Die Elektromobilität ist auf dem Vormarsch, neben Dienstwagenflotten gibt es auch immer mehr private Personenkraftwagen, die Strom tanken. In Braunschweig ist unser Tochterunternehmen Braunschweiger Netz GmbH (BS|NETZ) für den Betrieb und den Ausbau der Stromnetze verantwortlich. Wir haben mit Gerwin Wagner, Leiter Netzstrategie und Netzvertrieb bei BS|NETZ, darüber gesprochen, was die Elektromobilität für die Netze bedeutet.
Wirkt sich der Zuwachs an Elektroautos bereits konkret auf den Betrieb der Stromnetze aus?
In den vergangenen Jahren war die Elektromobilität ein sehr vorherrschendes Thema bei uns im Hause. Selbstverständlich hatte ein Anstieg der Ladeinfrastruktur auch Auswirkungen auf unsere Netze. Bislang konnten wir jede Anfrage positiv beantworten. Das heißt: Bisher konnte noch jede Wallbox in Betrieb gehen. Seit knapp einem Jahr allerdings sind die Anfragen zur Elektromobilität rückläufig.
Wir haben in unseren Prozessen dazu ein Prüfsystem installiert. Dieses erlaubt es uns, mit den tatsächlichen Netzdaten und theoretischen Lastdaten eine Beurteilung der jeweiligen Anschlussmöglichkeit vorzunehmen. Übrigens: In einem Feldversuch zusammen mit unserem Schwesterunternehmen KOM│DIA und dem Stadtwerkeverbund Thüga konnten wir feststellen, dass die Anzahl gleichzeitiger Ladungen und die damit von Netzbetreibern befürchtete hohe Lastspitze nicht so stark ausgeprägt sind, wie bislang angenommen.
Gibt es einen Punkt, an dem es für das Verteilungsnetz kritisch wird und Stromausfälle realistisch sind?
Es ist schwierig, dazu eine allgemeingültige Aussage zu treffen. Wallboxen werden im Niederspannungsnetz angeschlossen. Da wir hier sehr unterschiedliche Strukturen in Alter, Materialien und Topologie vorfinden, muss jede Anfrage einzeln geprüft werden. Wir beobachten die Entwicklung sehr genau über unsere Monitoringsysteme und planen die Ertüchtigung unserer Infrastruktur sehr vorausschauend, damit wir den Anforderungen der Zukunft gerecht werden. Dies machen wir über eine Zielnetzplanung, bei der wir mit Szenarien errechnen, welche Infrastruktur für die Zukunft die geeignete ist. Die Szenarien, die dort zugrunde liegen, sind mit vielen anderen Netzbetreibern abgestimmt. Insgesamt sind wir gut aufgestellt und für die Zukunft gerüstet.
Welche Maßnahmen ergreift BS|NETZ, um das Braunschweiger Verteilungsnetz langfristig fit für die Elektromobilität zu machen?
Die Elektromobilität ist nicht die einzige Herausforderung für unsere Stromnetze. Durch die Wärmewende werden zukünftig deutlich mehr Wärmepumpen installiert. Außerdem nehmen wir auch einen sehr starken Zubau von Photovoltaikanlagen wahr. Grundsätzlich müssen wir alle Anforderungen übereinander legen und daraus ein Gesamtprofil erstellen. Dann leiten wir daraus konkrete Maßnahmen ab, die in die Umsetzung gehen.


Zunächst einmal richten wir da den Blick konkret auf das Rückgrat der Stromversorgung in Braunschweig, das 110-Kilovolt-Netz. Hier haben unsere Berechnungen ergeben, dass wir diese Leitungen sukzessive verstärken müssen. Die ersten Projekte dazu sind bereits abgeschlossen. Weitere folgen in den nächsten Jahren. Auch rüsten wir unsere bestehenden Umspannwerke mit neuen Transformatoren aus. Zusätzlich haben wir ein weiteres Umspannwerk gebaut. Außerdem: Bei Neubaugebieten verlegen wir jetzt deutlich mehr Infrastruktur als früher und haben unsere Stationen angepasst.
Das Braunschweiger Stromnetz in Zahlen:
Versorgungsleitungen: 2.252 Kilometer
Hausanschlussleitungen: 782 Kilometer
Hausanschlüsse: 46.746
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