Verschmutzungen auf der Spur
Der Mikrobiologe David Bentz und sein Team entnehmen im Stadtgebiet Wasserproben. Ihr Ziel: Fehleinleitungen zu entdecken, bevor sie Schaden anrichten.
Auf gewisse Weise fischen David Bentz und seine drei Mitarbeitenden des Wasserproben-Teams der Stadtentwässerung Braunschweig GmbH (SE|BS) auch mal im Trüben. Das ist ihr Job, ihr Auftrag. Um diesen zu erfüllen, sind sie mit drei dafür speziell ausgerüsteten Probenahmebussen unterwegs. Auch wenn das Wasser, das sie mit Teleskopstange und Becher aus Schächten, Gräben und Flüssen entnehmen, oft klar und vermeintlich sauber aussieht.
Der Schein könnte trügen: „Öl oder Fett schwimmt auf der Oberfläche, das ist sofort zu sehen“, erklärt der Mikrobiologe und Teamleiter. Aber viele andere im Wasser gelöste Bestandteile wie Schwermetalle lassen sich nicht sofort und mit bloßem Blick erkennen. Das gilt auch für Nährstoffe wie Phosphat und Stickstoff-Verbindungen.
Um mögliche Gefahren für die Umwelt auszuschließen oder zumindest frühzeitig zu erkennen, ist das Team um den 30-Jährigen im Auftrag der Stadt unterwegs. Die Fahrzeuge sind mobile Labore – quasi Außenstellen des stationären Labors in Watenbüttel auf dem Gelände des Klärwerks Steinhof. Kläranlage, Labor und Fahrzeuge sind Eigentum des Abwasserverbandes Braunschweig, die SE|BS ist technische Betriebsführerin. Beide Unternehmen verbindet eine langjährige, partnerschaftliche Zusammenarbeit.
Direkt nach der Entnahme gibt es im Probenahmebus erste Analysen, dabei werden Werte ermittelt von flüchtigen Stoffen und solchen, die sich bei Kontakt mit Sauerstoff schnell verändern. Stabile Parameter werden später stationär untersucht. Bei dem Labor handelt es sich um eine akkreditierte und vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz notifizierte Einrichtung für biochemische und mikrobiologische Analysen. „Solche zertifizierten Labore sind in unserer Region eher selten“, sagt Bentz.
Dort werden täglich auch die Proben untersucht, die im Klärwerk der Großstadt aus den Klärbecken gezogen werden. Ständig werden aktuelle Werte benötigt, um bei der Abwasserreinigung passende biologische und chemische Prozesse in die Wege zu leiten.
Für die Proben aus den Klärbecken sind Bentz und Co. nicht zuständig, wohl aber für regelmäßige Entnahmen aus den Entwässerungsschächten der benachbarten Mülldeponie und in den Rieselfeldern. Für die Stadt überprüft das Team zudem an festgelegten Punkten im Stadtgebiet, ob das in die Kanalisation eingeleitete Schmutzwasser die in der Abwasserverordnung bzw. -satzung festgelegten Grenzwerte überschreitet. Dabei stehen Betriebe im Vordergrund, in deren Abwasser potenziell Schadstoffe aus Produktionsprozessen geraten könnten und die ihr Abwasser vorreinigen müssen, beispielsweise metallverarbeitende Unternehmen, Druckereien, Wäschereien oder Tankstellen und Waschanlagen.
Die qualifizierten Stichproben werden dort entnommen, wo das Wasser die Aufbereitungsanlagen verlässt und in die Kanalisation eingeleitet wird. Werden Grenzwerte überschritten, müssen die Betreiber Maßnahmen treffen und es gibt innerhalb einer kurzen Zeitspanne Nachuntersuchungen. „Zum Glück kommt es nur selten vor, dass wegen grober Verschmutzung Sofortmaßnahmen ergriffen werden müssen“, so Bentz. Wenn doch, könnten Leitungen vorübergehend etwa mit Hilfe von Dichtkissen geschlossen werden.
Eine weitere Aufgabe des Probenahme-Teams sind Untersuchungen der Gewässergüte in Gräben, Bächen und Flüssen vom Beberbach bis zur Wabe. „Es gibt viele Wege, auf denen Schadstoffe in Fließgewässer gelangen“, meint Bentz. Pro Stelle nimmt er fünf Proben mit jeweils zwei Minuten Abstand, um durchschnittliche Werte zu erhalten.